
1945-2025
Kirchen und Gemeindehäuser, Schulen, Straßen und öffentliche Plätze sind nach ihm benannt. Seine Gebete und Gedichte bieten Orientierung und tragen durch das Leben. Und seine theologischen Gedanken sind bis heute beeindruckend, weil sie persönlichen Lebensweg und christlichen Glauben miteinander verknüpfen.
Dietrich Bonhoeffer!
Er wurde vor 80 Jahren am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet. Nur 39 Jahre hatte er zum Leben. Und dennoch war er ein bedeutender Theologe, Zeuge und Impulsgeber für unseren christlichen Glauben. Wie kaum ein anderer evangelischer Theologe des 20. Jahrhunderts hat er tief in Kirche und Gesellschaft hineingewirkt. Das Thema und die unterschiedlichsten Veranstaltungen mögen nicht nur an ihn erinnern. Sie können uns auch anstecken zu einem glaubwürdigen und mutigen Leben.
Lassen Sie sich davon berühren!
Ihre Dekane Gabriele und Thomas Schwarz
Am 9. April jährt sich der Todestag von Dietrich Bonhoeffer, einem der bekanntesten Theologen und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Bonhoeffer, der sich früh gegen Hitler stellte und aktiv in die Pläne zur Beseitigung der Diktatur eingebunden war, wurde kurz vor Kriegsende im KZ Flossenbürg hingerichtet. Sein theologisches Werk, seine mutige Haltung und sein unerschütterlicher Glaube machen ihn bis heute zu einer Inspiration für viele. Anlässlich dieses Jahrestages werfen wir einen Blick auf sein Leben, sein Denken und sein Vermächtnis.


Der Widerstandskämpfer
Der Widerstandskämpfer
Berlin. 2. Februar 1933. Der junge Theologieprofessor Dietrich Bonhoeffer hält einen Vortrag im Rundfunk. Die Kirche habe den Staat an seine Verantwortung zu erinnern, wenn dieser Menschenrechte außer Kraft setze. Sie müsse nicht nur „die Opfer unter dem Rad“ verbinden, sondern „dem Rad selbst in die Speichen fallen“. Kein Wunder, dass der Vortrag vorzeitig abgeschaltet wird. Adolf Hitler ist seit zwei Tagen zum Reichskanzler ernannt. Die NSDAP hat die Macht ergriffen. Am 28. Februar 1933 erscheint die Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat, die die „gesetzliche“ Grundlage für den Nazi-Terror der nächsten 12 Jahre ist. Auch später, als Pfarrer der Bekennenden Kirche, ruft Dietrich Bonhoeffer dazu auf, „den Mund für die Schwachen aufzutun“ und das Tun des Staates nicht länger zu dulden. Ab Juli 1939 beschließt er, selbst dem Rad in die Speichen zu fallen. Er nutzt seine ökumenischen Kontakte, um dem westlichen Ausland Pläne der deutschen Widerstandsbewegung zuzuspielen. Mehrere Anschläge auf Hitler scheitern. Die Widerstandsbewegung fliegt auf. Am 5. April 1943 wird Bonhoeffer verhaftet und am 9. April 1945 hingerichtet.

Der Theologe
Sein Denken wirkt bis heute.
Der Theologe
Im Blick auf Dietrich Bonhoeffer fällt als erstes sein weltoffener Lebensweg ins Auge: Nach dem Studium der Theologie in Tübingen und Berlin absolviert er ein Vikariat in Barcelona; nach einem zweijährigen Studienaufenthalt in New York tritt er schließlich eine Pfarrstelle in der deutschen Gemeinde in London an. Nach Promotion und Habilitation ist er vielfach unterwegs und nimmt neue theologische Herausforderungen immer wieder gerne an. Dabei leitet er nicht nur das Predigerseminar in Finkenwalde, sondern betreut auch eine Konfirmandengruppe im Arbeiterviertel Berlin-Wedding. Bonhoeffers theologische Werke bleiben leider fragmentarisch; bieten aber für die nachfolgenden Theologengenerationen eine Fülle von Anregungen. Seine Wirkung beruht dabei vor allem auf dem Zusammenhang von Theologie und seiner ganz persönlichen Lebensgeschichte, die mit dem Entzug der Lehrbefugnis, einem Rede- und Schreibverbot und schließlich mit seiner Verhaftung und Hinrichtung im Konzentrationslager in Flossenbürg endet. Bonhoeffers theologisches Hauptthema ist vor allem „die Wirklichkeit Jesu Christi in dieser Welt“. Diese sieht er zunächst in der christlichen Gemeinde verortet: „Christus existiert für ihn als Gemeinde“. In dem beginnenden Kirchenkampf spürt Bonhoeffer jedoch zunehmend den Gegensatz zwischen der „wahren“ und der „falschen“ Kirche. Begriffe wie „Bekenntnis“, „Gehorsam“ und „Nachfolge“ gewinnen bei ihm zunehmend an Bedeutung. Seine theologische Überzeugung gipfelt schließlich in dem Satz „Wer sich von der bekennenden Kirche trennt, der trennt sich vom Heil“. Bis heute gehört Dietrich Bonhoeffer zu den meistzitierten Theologen der Gegenwart.

Der Autor
Der Autor
„Von guten Mächten treu und still umgeben“ so beginnt das berühmte siebenstrophige Gedicht, das Dietrich Bonhoeffer kurz vor Weihnachten 1944 verfasst. Es schließt einen Brief an seine Verlobte ab, den er ihr aus dem Gefängnis schreibt. Es ist der letzte Text, der von ihm überliefert ist. Im Gefängnis beginnt er zu dichten. 17 Bände umfasst das Werk, das er hinterlässt. Predigten, Vorträge, wissenschaftliche Abhandlungen machen einen Großteil davon aus, in seinem letzten Jahr im Gefängnis schreibt er Tagebuchaufzeichnungen und Gedichte. Auch heute finden Menschen in seinen Texten Inspiration und wertvolle Gedanken. „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ wird zu seinem berühmtesten Text. Mehr als 70 Komponisten haben den Text vertont. Sehr bekannt ist die Melodie von Siegfried Fietz. Ob bei der Beerdigung oder in den Gottesdiensten zum Jahreswechsel, der Text und die Melodie schenken Zuversicht und Trost. „Gott ist bei uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Der Familienmensch
Der Familienmensch
Dietrich Bonhoeffer war seit seiner Geburt 1906 ein Familienmensch. Sieben Geschwister hatte er, der selbst an sechster Stelle kam. Er gehörte damit zu den drei „Kleinen“. Anders als die älteren Brüder war er weniger nach dem Vater geraten, den die Kinder einhellig als einfühlsam, aber distanziert erlebten. Karl Bonhoeffer war Psychiater, Lehrstuhlinhaber und Klinikleiter, zunächst in Breslau, später in Berlin. Er stand für preußische Tugenden und Bildung, Beherrschung des Affekts und Rationalität. Im Familienleben war er klares Oberhaupt. Noch als Erwachsener war Dietrich vom Kampf um die Anerkennung des Vaters geprägt. Die beiden jüngeren Schwestern Sabine und Susanne jedoch bewundern ihn, den Renate Wind als ‚schönen kleinen Jungen mit weichem, mädchenhaftem Gesicht‘ beschreibt. Dem Trio mangelt es neben den fünf pubertierenden Geschwistern tendenziell an Aufmerksamkeit. Ihr Miteinander macht der Spielfilm „Bonhoeffer – Die letzte Stufe“ anschaulich, der Dietrich insgesamt auch als Familienmenschen vorstellt.

Der Heilige?
Der Heilige?
Gibt es überhaupt Heilige in der evangelischen Kirche? Nach Martin Luther sollen sich Gläubige im Gebet direkt an Gott wenden. Jesus Christus hat alleine eine Mittlerrrolle zwischen Gott und den Menschen. Deshalb war Luther dem Heiligenkult sehr kritisch gegenüber. Im Augsburger Bekenntnis sieht es anders aus. Hier heißt es, wir sollen der Heiligen gedenken, um unseren Glauben zu stärken und uns an ihnen ein Beispiel nehmen. Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, nannte Dietrich Bonhoeffer einen „evangelischen Heiligen“. Nicht nur in der evangelischen Kirche, sondern weit darüber hinaus gilt er als Vorbild: Im Glauben, in seiner ethischen Haltung, seinem konsequenten Wirken und seiner politischen Überzeugung Deshalb kann gesagt werden: Ja, er ist ein evangelischer Heiliger, der wegweisend im Glauben und Leben ist. Oder, wie ein evangelischer Mitarbeiter sagte: „Bonhoeffer bedeutet fast jedem etwas.“

Bonhoeffer und die Diakonie
Dietrich Bonhoeffer und die Diakonie
Wer die Begriffe „Dietrich Bonhoeffer“ und „Diakonie“ in die Suchmaschinen des Internets eingibt, wird zuerst einmal auf viele diakonische Einrichtungen in Deutschland verwiesen, die den Namen Dietrich Bonhoeffers tragen, allen voran das Seniorenzentrum Dietrich-Bonhoeffer der Diakonie Ingolstadt. Der „gute Name“ des evangelischen Theologen, Pfarrers und Widerstandskämpfers scheint beliebt in der Namensfindung von diakonischen Einrichtungen und Diensten, Kliniken und Akademien zu sein. Doch die Person Dietrich Bonhoeffer hat weitaus mehr zu bieten als nur die Position eines frommen Namensgebers und Patrons. Obwohl Dietrich Bonhoeffer nur 39 Jahre alt werden durfte, weist er eine vielschichtige und facettenreiche Biographie auf. Betrachten wir einige dieser Facetten: Schon als 17-Jähriger die Entscheidung evangelische Theologie zu studieren, mit 21 Jahren promoviert und mit jungen 24 Jahren bereits habilitiert, wahrlich eine akademische „Blitzkarriere“. Danach die Vielfalt eines theologischen Wirkens: Studentenseelsorger, Privatdozent, Konfirmanden- und Jugendarbeit in Berlin, Lehren am Predigerseminar. Auslandsaufenthalte über die Jahre verteilt in Italien, USA und Großbritannien, später auch nach Norwegen, Schweden und in die Schweiz. politische Aktivität und Kontakte zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus, erst mit Rede- und dann mit Schreibverbot belegt. Verhaftung, Haft und schließlich Hinrichtung nur wenige Wochen vor Kriegsende Autor vieler Schriften, Texte und Gedichte, die bis heute Bedeutung und Bekanntheit haben. Gerade weil Dietrich Bonhoeffer seit Jahrzehnten bis in die Gegenwart zum Namensgeber vieler Einrichtungen und Dienste wird, scheint er insbesondere auch der Diakonie und ihrer „Idee“ sehr viel zu bedeuten. Obwohl er als Dozent, Wissenschaftler und Autor dem Wort und der Wortverkündigung verpflichtet schien, so zeugte sein aktives Handeln von einem sehr viel weiter gefassten Glaubensbegriff. Exemplarisch an Dietrich Bonhoeffer war der Kontext von Werk und Leben, von theologischem Denken und alltäglichem Handeln. Sein Eintreten für Menschenwürde und Minderheiten, für Gerechtigkeit und Frieden sind aktiver und auch diakonischer Ausdruck seines Glaubens. Als „Diesseitigkeit des Glaubens" beschrieb er dies und ergänzte es mit klaren Aussagen: "Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist" und "Christ sein heißt, für andere da sein". Diese Lebenshaltung, diese Haltung über den Tod hinaus verpflichtet uns alle, besonders auch in der Diakonie.
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Veranstaltungen zum Jubiläum

Gottesdienst 06.04. 11:00 Uhr

Andacht mit Empfang am 09. April, 19:00 Uhr

Ausstellung "bonhoeffer trifft konkrete kunst"
bonhoeffer trifft konkrete kunst
Die Ausstellung finden Sie in der Thomaskirche Friedrichshofen (Buchenweg 4). Diese ist von 03.05.-20.06. tagsüber öffentlich zugänglich.
Das Begleitprogramm:
- Samstag, 3. Mai 2025, 11 Uhr: Vernissage
- Freitag, 9. Mai 2025, 20 Uhr: Kino in der Ausstellung mit Pfarrerin Scherle-Schobel
- Mittwoch, 14. Mai 2025, 19 Uhr: Vortrag in der Ausstellung mit Pfarrer Peter Plack, Evangelisches Form
- Montag, 19. Mai 2025, 19 Uhr: Lesung in der Ausstellung mit Pfarrerin Laura Poirot
- Mittwoch, 25. Juni 2025, 15 Uhr: Führung in der Ausstellung für Senior:inn:en mit Einladung zu Kaffee und Kuchen mit Pfarrer Stefan Köglmeier und Künstler Achim Werner
- Sonntag, 29. Juni 2025, 10 Uhr Gottesdienst in der Ausstellung zur Finissage mit Dekan Thomas Schwarz
Der Künstler Achim Werner

Kunst braucht Fantasie
Der Ingolstädter Künstler Achim Werner im Interview über konkrete Kunst, Bonhoeffer und Inspiration: Denn jedes seiner Werke für diese Ausstellung greift ein besonderes Bonhoeffer-Zitat auf.
Interview mit Achim Werner
Herr Werner, wie sind Sie zur konkreten Kunst gekommen?
Die Sammlung Eugen Gomringer, die die Stadt Ingolstadt erworben hat, war für mich ein Schlüsselmoment. Seit den 90ern hat mich diese Kunstform fasziniert – zunächst als Zuschauer. Nach meiner Pensionierung 2018 wurde es dann ernst: Ich wollte selbst gestalten. Das Besondere an der konkreten Kunst ist, dass das Werk schon im Kopf fertig sein muss, bevor es realisiert wird. Es geht um klare Ideen und präzise Umsetzung.
Was zeichnet Ihre Kunst aus?
Ich arbeite mit Formen und Farben, die miteinander in Beziehung treten und Spannung erzeugen. Jedes Werk ist durchdacht – und trotzdem soll es den Betrachter emotional ansprechen.
Wie kam es zur Ausstellung in der Thomaskirche Friedrichshofen?
Bonhoeffer beeindruckt mich seit fast 30 Jahren. Sein Mut, sein Gottvertrauen bis zuletzt – das hat mich nicht mehr losgelassen. Anfang 2024 begann ich, meine Auseinandersetzung mit ihm in Kunst zu übersetzen. So sind 26 Werke entstanden, die sich an Bonhoeffer-Zitaten orientieren.
Welche Idee steckt hinter den Werken?
Jedes Bild greift ein Bonhoeffer-Zitat auf. Besonders bewegt hat mich sein Satz „Das ist das Ende – für mich der Beginn des Lebens“. Seine Überzeugung und sein unerschütterlicher Glaube sind enorm inspirierend. Bild und Text stehen in direktem Bezug – die Kunst öffnet neue Blickwinkel auf seine Worte.
Warum ein Kirchenraum als Ausstellungsort?Die Thomaskirche ist perfekt für diese Ausstellung. Kunst, Glaube und Gottesdienst gehen hier eine wunderbare Verbindung ein. Die Werke werden bewusst nicht hinter Glas gezeigt – das Licht in der Kirche verändert ihre Wirkung je nach Tageszeit.
Wie entstehen Ihre Werke?
Meine Kunst reift lange im Kopf. Ich skizziere selten – die Ideen werden immer klarer, bis ich sie digital umsetze. Manchmal dauert es nur wenige Minuten, um einen wochenlangen Denkprozess in ein Werk zu übertragen. Durch den digitalen Ansatz kann ich Formen und Linien mit höchster Präzision umsetzen.
Welche Technik nutzen Sie?
Ich arbeite oft mit Op-Art – optischen Täuschungen, die Bewegung suggerieren. Das sorgt für eine besondere Dynamik.
Wie sehen Sie die Kulturszene in Ingolstadt?
Ich habe großen Respekt vor den Kulturschaffenden in Ingolstadt. Die Stadt hat eine reichhaltige Kulturlandschaft, doch in Zeiten knapper werdender öffentlicher Mittel steht Kultur oft unter Druck.
Was kann Kunst bewirken?
Sie gibt Orientierung und regt zum Nachdenken an. Konkrete Kunst wirkt auf den ersten Blick einfach, doch es steckt viel Fantasie und konzeptionelle Arbeit dahinter. In der Bibel heißt es: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ Kunst und Kultur sind essenziell für unsere Gesellschaft.
Was wünschen Sie sich von den Besucher:innen?
Ich wünsche mir, dass die Menschen die Verbindung zwischen Kunst, Glauben und Leben spüren. Bonhoeffer kann auch heute noch als Vorbild dienen.
Kunst bereichert unser Denken und unser Leben – genauso wie der Glaube. Was wäre unser Alltag ohne die Werte des christlichen Glaubens? Undenkbar.
Wie geht es nach der Ausstellung weiter?
Die Ausstellung läuft vom 3. Mai bis 29. Juni 2025 mit einem abwechslungsreichen Begleitprogramm.
Anschließend sollen die Werke möglicherweise dauerhaft ausgestellt werden – eventuell als Geschenk an das Seniorenzentrum Dietrich-Bonhoeffer.